Die religiöse Erziehung ist Bestandteil einer den ganzen Menschen umfassenden Entwicklung. Für behinderte Menschen sind viele - letztlich religiöse - Fragen nicht theoretische sondern praktisch erlebte. Ein Schwerpunkt religiöser Erziehung liegt darin, zu erfahren, dass ich von Gott angenommen und geliebt bin. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich mich selber annehmen. Das bildet eine gute Voraussetzung, die Blindheit als Behinderung in meine Persönlichkeit zu integrieren.
Die religiösen Feiern bilden Schwerpunkte im gemeinsamen Leben im Institut. Gemeinsame liturgische Feiern finden statt:
Für die liturgischen Feiern steht eine Kapelle zur Verfügung, die ökumenisch ausgestattet ist.
Meditationen und ähnliche religiöse Übungen, an denen nur einige teilnehmen, können in einem kleinen Nebenraum der Kapelle durchgeführt werden.
Der Religionsunterricht wird in einem eigens dafür ausgestatteten Klassenzimmer erteilt. Dort gibt es zahlreiche Anschauungsmittel aus dem religiösen Bereich.
Das Leben wird nicht nur als zeitliche Linie aufeinanderfolgender Tage erlebt. Es gibt Zeiten, in denen menschliches Leben in besonderer Dichte erfahren wird. Diese besonderen Momente im Dasein werden mit Festen ausgestaltet oder in Festen vergegenwärtigt. Das Kirchenjahr führt von einem Fest zum anderen. Die Heilsgeschichte wird im aktiven Erleben vergegenwärtigt. Der Mitfeiernde wird in seiner Existenz in die Heilsgeschichte hineingenommen.
Die Freude und der Dank an den Schöpfer für die geschenkte Welt wird im Erntedank ausgedrückt. Schülerinnen und Schüler bringen Erntegaben zum Altar.
Der Adventkranz als Begleiter durch den Advent. Mit jeder brennenden Kerze wächst die Helligkeit und die Wärme.
In den Symbolen der Sakramente wird Heil zugesagt und gewirkt.
Die Feier der Erstkommunion ist ein großes Fest für das ganze Institut
Junge Christen werden als mündige Glaubende in die Kirche gleichsam aufgenommen. Im Sakrament der Firmung wird der Heilige Geist auf sie herabgerufen, auf dessen Führung sich die Christen verlassen können.
Die Kapelle ist als ein Ort des Feierns und des persönlichen Gebets in das bauliche Konzept des Hauses eingefügt. Es ist ein Ort für alle, die vor Gott treten wollen. Darum ist sie auch besonders gestaltet.
Der Tabernakel und die aufgeschlagene Bibel sind Zeichen für das ökumenische Leben unter Christen. Das blindengerecht gestaltete Kreuz mit Korpus in Lebensgröße ist ein besonderes Schmuck- und Andachtsstück dieses Raumes.
Der Kirchenrektor ist Vorsteher bei den Feiern und kümmert sich mit den Pädagoginnen und Pädagogen um die seelsorgliche Betreuung aller, die im Blindeninstitut leben und arbeiten.
Jede staatlich anerkannte Kirche oder Glaubensgemeinschaft hat das Recht, einen Religionsunterricht einzurichten. Am Bundes-Blindenerziehungsinstitut gibt es Schülerinnen und Schüler, die der römisch-katholischen, der evangelischen, der serbisch-orthodoxen und der griechisch-orthodoxen Kirche angehören. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler bekennen sich zum Islam.
Das Religionszimmer enthält zahlreiche Bücher in Blindenschrift. Eine vollständige Ausgabe der Heiligen Schrift der Einheitsübersetzung in Kurzschrift. Diese umfaßt 47 Bände. Modelle von Gotteshäusern und Gegenstände des Kultes bilden weitere Schwerpunkte der Einrichtung. Auch Informationen auf Datenträgern sind zugänglich.
Die Bibel in Blindenschrift
Tempelmodell
Kelch und Messbuch
Bibel in neuen Medien