Orientierungs- und Mobilitätstraining ist ein individueller, dem Entwicklungsstand der Schülerin/des Schülers entsprechender Unterricht, welcher der blinden bzw. hochgradig sehbehinderten Person zu einem bewussten und eigenständigen Handeln, zu größerer Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Sicherheit verhelfen soll.
1. Basistechniken
Sehende Begleitung mit und ohne Stock
Körperschutztechniken - Gesichtsschutz, Ober- und Unterkörperschutz
Exakte Drehungen
Stocktechniken
Stufentechnik
Umgang mit Hindernissen
Orientierungstechniken - Arbeit mit Himmelsrichtungen und Kompass
Gehörschulung - Arbeit mit Parallel- und Querschall, Richtungshören und Verhalten bei Störschall
Einführung in die Klick-Sonar-Technik - aktive Echolokalisation, d.h. durch immer wiederkehrendes Zungenschnalzen werden Schallwellen ausgesendet und das zurückkehrende Echo für die Orientierung eingesetzt – ebenso können dabei auch Größen und Entfernungen von Objekten wahrgenommen werden. Das BBI ist die erste Schule in Europa, die einen blinden Mobilitätstrainer im LehrerInnen-Team hat. Juan Ruiz, der selbst von Geburt an blind ist und damit viel aus seiner eigenen Erfahrung einbringen kann, arbeitet nach dem Konzept der „Perceptual Mobility“. Dabei geht es neben korrekter Nutzung des Langstockes, vor allem um Echolokalisation, also die Orientierung mittels der Auswertung von Echos. Juan Ruiz erzeugt dabei Echos mit Hilfe eines Klick-Geräusches, das mit dem Mund gemacht wird, weshalb diese spezielle Technik Klick-Sonar genannt wird. Erlernt hat Juan Ruiz die Technik bei Daniel Kish, dem Begründer der Methode, dessen erster Schüler er war. Seitdem unterrichtet Juan Ruiz auf der ganzen Welt Kinder und Erwachsene mit Blindheit, sowie TrainerInnen und LehrerInnen. In Österreich schulte er im Rahmen des Projekts »Autonomie durch Zungenschnalzen«, das vom BM|BF finanziert wurde, sämtliche Orientierungs- und MobilitätstrainerInnen im ganzen Land. Seit dem Schuljahr 2016/17 ist Juan Ruiz, neben seiner Unterrichtstätigkeit in verschiedenen Ländern der Welt, als Lehrer am BBI und arbeitet mit Kindern mit Mehrfachbehinderung und Blindheit. Er ist damit nicht nur einer der wenigen blinden Trainer weltweit, sondern auch zumindest in Europa der einzige, der an einer Schule angestellt ist.
Sinnesschulung umfasst das gesamte Training - Arbeit mit allen Sinnen
2. Weitere Inhalte
Begriffsbildung - z.B. Häuserblock, Parallel- und Querverkehr, Einfahrt, Haltelinie, Zebrastreifen, Kreuzung, Einfahrt, Hydrant, Haltestelle,…
Erprobung von Hilfsmitteln - Monokular (Minifernrohr für ein Auge), Lupen, Kantenfiltergläser
Straßenüberquerungen ohne Ampel oder Zebrastreifen
Umgang mit geparkten Autos
Umgang mit Baustellen
Verhalten nach Verlaufen
Aufbau einer „inneren Landkarte“ unterstützt von Kompass, taktilen Plänen und Magnettafel
Soziale Interaktion - Kontaktaufnahme mit Passanten, Erfragen von Informationen, Hilfe gezielt annehmen bzw. ablehnen
Akustisches Verfolgen von Verkehrsabläufen
Akustische Kreuzungsanalyse um Form und Regelung einer Kreuzung zu erfahren
Verhalten an einem Zebrastreifen
Umgang mit einer Bedarfsampel
Straßenüberquerung an ampelgeregelten Kreuzungen - 2- oder mehrphasige Ampelkreuzungen mit bzw. ohne Ampelakustik
Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln - U/S-Bahn, Straßenbahn, Autobus - Ein- und Aussteigen, Verhalten im Haltestellenbereich, Notrufeinrichtungen, Kenntnis des öffentlichen Verkehrsnetzes
Kennenlernen von großen U-Bahnstationen und Fernbahnhöfen (Karlsplatz, Hauptbahnhof, Westbahnhof,…)
Benützung von Rolltreppen und Aufzügen
Kennenlernen einer Einkaufsstraße, Einkaufszentrums oder Marktes
Einkaufen - Orientierung in einem Supermarkt, Verhalten in einem Geschäft und Umgang mit Geld
Spezielles Training in Dämmerung und Dunkelheit für Menschen mit Sehbehinderung